In ihrem Buch "Change Your Diet, Change Your Mind" präsentiert Dr. Ede die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, wie der Verzicht auf Fleisch der psychischen Gesundheit schaden kann. Sie erklärt welche wichtigen Nährstoffe den veganen Lebensmitteln fehlen, die für das reibungslose Funktionieren der Neurotransmitter in unserem Gehirn erforderlich sind.

Dr. Georgia Ede erforschte jahrelang an der Harvard-Universität den Zusammenhang zwischen der Ernährung und der geistigen und körperlichen Gesundheit. Foto: meatthefacts.eu
Dr. Georgia Ede erforschte jahrelang an der Harvard-Universität den Zusammenhang zwischen der Ernährung und der geistigen und körperlichen Gesundheit. Foto: meatthefacts.eu

Dr. Ede, Sie schreiben in Ihrem Buch, Fleisch sei zur Vorbeugung von Depressionen und Angstzuständen unerlässlich. Warum ist das so?

Dr. Ede: Nur Fleisch, Meeresfrüchte und Geflügel enthalten alle Nährstoffe, die wir brauchen, und zwar in ihrer richtigen – am besten bioverfügbaren – Form, ohne die Antinährstoffe[2] und Abwehrgifte, die üblicherweise in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten sind. Tierische Lebensmittel liefern alle Mikronährstoffe, die für die richtige Entwicklung des menschlichen Gehirns in den ersten tausend Lebenstagen und für das optimale Funktionieren im späteren Lebensverlauf erforderlich sind. Einige dieser wichtigen Nährstoffe, wie Eisen, Zink, Jod und Cholin, sind aus pflanzlichen Lebensmitteln schwieriger zu gewinnen, während andere, wie Vitamin B12 oder die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA, in pflanzlichen Lebensmitteln überhaupt nicht vorkommen.

Dazu kommt, dass die Lebensmittel tierischen Ursprungs nicht in der Lage sind, den Blutzucker- bzw. Insulinspiegel auf gefährlich hohe Werte ansteigen zu lassen. Denn das schädigt wiederum den Gehirnstoffwechsel und könnte die Energieproduktion des Gehirns im Alter gefährden.

Warum glauben Sie, dass die weit verbreiteten Informationen über gesunde Ernährung für menschliches Gehirn falsch sind?

Dr. Ede: Es wird oft behauptet, dass wir unser Gehirn vor gefürchteten Krankheiten wie Depression und Demenz schützen können, indem wir mehr farbenfrohe pflanzliche "Superfoods" essen, die reich an starken Antioxidantien sind und den schädlichen oxidativen Stress bekämpfen können. Doch pflanzliche Antioxidantien wirken gut in den Pflanzen und werden vom menschlichen Körper meistens nur schlecht aufgenommen. Diejenigen pflanzlichen Antioxidantien, die doch in den Blutkreislauf gelangen, werden – als unerwünschte Gifte – rasch ausgeschieden.

Gleichzeitig wird uns aber nicht gesagt, dass wir den Verzehr von Lebensmitteln vermeiden sollen, die übermäßigen oxidativen Stress verursachen. Dazu gehören z. B. raffinierte Kohlenhydrate und Samenöle. Doch diese sind feste Bestandteile unserer ungesunden modernen industrialisierten Ernährung.

Also, ist eine vegane Ernährung doch nicht so gesund, wie manche behaupten?

Es gibt mit Sicherheit keine Beweise dafür, dass der Verzicht auf tierische Lebensmittel in der menschlichen Ernährung irgendwelche Vorteile für die geistige oder körperliche Gesundheit bringt.

Leider werden von Forschern, die sich speziell für „pflanzlich basierte“ Ernährung interessieren, auch einige Aspekte der veganen und vegetarischen Ernährungsweise verändert, wenn diese untersucht werden. So werden raffinierte Kohlenhydrate, extrem verarbeitete Lebensmittel und zugesetzte Öle nicht berücksichtigt, wenn eine vegane oder vegetarische Diät mit einer fleischbasierten Ernährung vergleichen wird. Damit wird es aber auch unmöglich festzustellen, ob die etwaigen beobachteten gesundheitlichen Vorteile etwas damit zu tun haben, oder doch auf den Verzicht auf tierische Lebensmittel zurückzuführen sind.

Umgekehrt ist bekannt, dass eine vegane Ernährung ohne ausreichende Supplementierung Risiken für die menschliche Gesundheit birgt, insbesondere in den ersten tausend Lebenstagen, wenn das sich entwickelnde Gehirn am stärksten auf große Mengen von Nährstoffen angewiesen ist, die nur in tierischen Lebensmitteln vorhanden sind.


[1] Das Interview ist bei meatthefacts.eu auf Englisch erschienen.
[2] Antinährstoffe oder antinutritive Substanzen sind Stoffe, die eine maximale Verwertung der mit der Nahrung aufgenommenen Nährstoffe einschränken. Pflanzen enthalten neben Nährstoffen auch antinutritive Inhaltsstoffe. Diese Bestandteile sind für Mensch und Tier schwach bis stark giftig. www.pflanzenforschung.de/de/pf...